Bremerin entwickelt skurrile Fimo-FigurenBärenstarke Geschäftsidee aus DelmenhorstThomas Joppig 25.08.2010 0 KommentareDelmenhorst. Mit bunten Bären aus der Knetmasse Fimo fing vor zwölf Jahren alles an. Heute ist die Bremerin Brigitte Döhren Lizenzgeberin für die Delmenhorster Firma "tatzino" mit ihren mehr als zwei Dutzend Mitarbeitern. Eine skurrile Erfolgsgeschichte. 0  0  0 "Meine Models", nennt Brigitte Döhren die kleinen Bären auf ihrem Regal liebevoll, die für verschiedene Postkartenmotive (Thomas Joppig)Zum Bären-Knetenkommt Brigitte Döhren heute kaum noch. Aber wenn sie doch mal wieder eine neue Fimo-Figur braucht, entsteht die unter ihren geschickten Fingern noch immer schnell. In drei Minuten hat sie aus der Knetmasse Fimo einen kecken Bären geformt. Tausende solcher teddyähnlichen Bären hat sie früher geknetet – als bunte Figuren für Spiele wie Mühle oder Schach.Die Zeiten, als Brigitte Döhren Spielbretter mit den drolligen Tieren auf Verbrauchermessen und Hobbymärkten verkaufte, sind allerdings vorbei. Seit vier Jahren ist sie mit ihren Ideen Motor und kreativer Kopf der Delmenhorster Firma „tatzino“, die mittlerweile mehr als zwei Dutzend Mitarbeiter beschäftigt. Auch wenn sich ihre Arbeit verändert hat – im Mittelpunkt stehen noch immer Teddys in allen ihren Eigenheiten.Über den Erfolg ihrer kleinen Bären gerät Brigitte Döhren manchmal selbst noch ins Staunen. (Thomas Joppig)Neugierig schaut der kleine Bär den Betrachter der Postkarte an. „Wenn du mich mal verlässt, darf ich dann mitkommen?“, fragt er. Ein anderer sitzt bedrabbelt auf dem Boden: „Ohne dich geht’s mir ganz traurig“, steht auf der Karte. Doch die kleinen Bären von Brigitte Döhren können auch frech sein. Sie präsentieren clevere Entschuldigungen für eigene Macken („Wir sind nicht gestört! Wir sind verhaltensoriginell“), oder klopfen auch schon mal freche Sprüche. Zum Beispiel: „Ich würde mich gerne geistig mit dir duellieren, aber ich sehe, du bist unbewaffnet.“"Lieb - aber manchmal auch klugscheißerisch"Kann lieb sein, aber manchmal auch ganz schön frech: der "tatzino"-Bär.(Thomas Joppig)Brigitte Döhrens Bären sind eben vielseitig. „Sie können lieb, provokativ, klugscheißerisch und manchmal auch ein bisschen dümmlich sein“, sagt die Bremer Künstlerin. Diese Vielfalt beschert den Teddys immer mehr Freunde: 1,5 Millionen Postkarten gingen allein im vergangenen Jahr in Deutschland, Österreich und der Schweiz über die Ladentische.Hinzu kommen Handtaschen, Rücksäcke, Schmusedecken, Blechdosen mit Kondomen, Modeschmuck, Schlüsselanhänger und vieles mehr. „Ich glaube, in den Bären erkennen sich viele Menschen wieder“, sagt die 58-Jährige. Bei ihrer Arbeit helfen Brigitte Döhren ihr direkter Humor und ihre genaue Beobachtungsgabe: „Im Restaurant fällt es mir oft richtig schwer, mich auf ein Gespräch zu konzentrieren, weil ich es so spannend finde, was am Nebentisch geredet wird.“"tatzino"-Geschäftsführer Christoph Jacobskötter will das Sortiment an Bärenprodukten Schritt für Schritt ausbauen. (Thomas Joppig)Hunderte von den nur etwa drei Zentimeter großen Tieren aus Fimo tummeln sich auf einem Regalbrett in ihrem Büro. Aufmerksame und schläfrige, tanzende, fußballspielende und sich küssende Bären. Einer für jeden Kartenspruch und jede Lebenslage. „Meine Models“ nennt Brigitte Döhren ihre bunten Bären liebevoll. 3000 Händler im deutschsprachigen Raum haben die Produkte aus Delmenhorst mittlerweile im Sortiment.In einer nahe gelegenen Lagerhalle stapeln sich die Pakete mit "tatzino"-Artikeln aller Art. Wenn Brigitte Döhren Besucher durch die Halle führt, merkt man, dass der große Erfolg der kleinen Bären sie noch immer staunen lässt. Schließlich hatte das alles vor zwölf Jahre mit nur einem einzigen Paket voller Fimo-Packungen begonnen.Eingespieltes Team: Mitarbeiter der Firma "tatzino" in Delmenhorst.(Thomas Joppig)Die kreative Bremerin fertigte damals noch Puppenköpfe aus der brennbaren Knetmasse – und weil sie davon so viel verbrauchte, hatte sie den Hersteller nach einem Mengenrabatt gefragt. Der lehnte ab, versprach ihr jedoch eine Warenprobe, die sich als riesiges Paket mit Fimo in allen Farben entpuppte.Brigitte Döhren brauchte allerdings nur die Hautfarbe. Weil sie die anderen Fimo-Blöcke jedoch nicht vertrocknen lassen wollte, kam sie auf die Idee, kleine Bären als Spielfiguren zu modellieren. „Bären haben mich schon immer fasziniert. Und mit den Proportionen kannte ich mich auch ganz gut aus, schließlich hatte ich zuvor bereits Teddybären genäht“, erinnert sie sich lachend.Mit den Postkarten kam der ErfolgDass daraus ein größeres Geschäftsmodell werden könnte, war zunächst jedoch nicht abzusehen. Die gelernte Erzieherin suchte einfach nach einem Ausgleich zu Beruf und Familienleben. Als sie jedoch begann, die kleinen Bären abzufotografieren und die Bilder mit originellen Sprüchen zu versehen, landete sie auf dem Bremer Weihnachtsmarkt einen unerwarteten Verkaufsschlager: „Diese selbstgemachten Postkarten sahen zwar im Vergleich zu heute ziemlich unprofessionell aus, aber sie kamen trotzdem unheimlich gut bei den Leuten an.“ Ihr inzwischen verstorbener Bruder hatte denn auch die Idee, „die Sache mit den Bären ganz groß aufzuziehen“.Heute fungiert Christoph Jacobskötter als Geschäftsführer. Er will die Marke „tatzino“ behutsam erweitern. „Es gibt noch viel Entwicklungspotential“, sagt er. So sollen zum bestehenden Sortiment demnächst Dekoartikel wie Schneekugeln und Keramikfiguren, aber auch Schreibutensilien wie Blöcke und Stifte hinzukommen.Von der Wirtschaftskrise habe man bei „tatzino“ nichts gemerkt: „So eine Postkarte ist eben keine große Investition“, sagt Jacobskötter  und auch die Tatsache, dass im E-Mail-Zeitalter immer weniger Briefe geschrieben werden, ist für das Unternehmen kein Grund zur Sorge. „Ich glaube, viele Menschen kaufen die Postkarten einfach, weil sie das jeweilige Motiv lustig fürs Büro oder für die Kühlschranktür finden“, sagt Brigitte Döhren. „Ums Kartenschreiben geht es oft gar nicht.“In der Geschenkartikel-Iindustrie wächst derweil das Interesse an den Figuren. Auf der Fensterbank in Brigitte Döhrens Büro stehen zahlreiche einkassierte Raubkopien des Bären - Keramikfiguren, die ohne Lizenz in China gefertigt wurden. Das Angebot eines großen Geschenkartikelherstellers, der sie gern als Lizenzgeberin unter Vertrag genommen hätte, hat Brigitte Döhren abgelehnt: „Das hätte mir zwar richtig viel Geld gebracht, aber im Gegenzug hätten die Leute hier ihren Job verloren“, sagt sie ohne Umschweife. „Da hätte ich morgens nicht mehr in den Spiegel schauen können.“Die Bären-Mutter will sich aus den wirtschaftlichen Fragen heraushalten – und genießt ihr Leben als Freiberuflerin. „Ich bin zwar jeden Tag im Büro, aber ich weiß: Ich kann kommen und gehen, wann ich will. Das ist ein tolles Gefühl.“ Ein Gefühl, dass sie ihren Teddys zu verdanken hat. Eines wird jedenfalls unmissverständlich klar, wenn man sich mit Brigitte Döhren unterhält: Bären sollte man nicht unterschätzen. Weder in der freien Wildbahn noch in der Geschenkartikel-Industrie.